PROJEKTVORHABEN
INSEKTENFREUNDLICHES GÜNZTAL
Ziel des Projekts „Insektenfreundliches Günztal – naturschonende Grünlandwirtschaft im Biotopverbund“ ist es, die Insektenvielfalt gemeinsam zu fördern und zu erhalten. Dazu sollen insektenschonende Bewirtschaftungsmethoden im Grünland praxisnah vermittelt und umgesetzt werden, der bestehende Biotopverbund durch gezielte Maßnahmen für Insekten optimiert und ausgebaut werden und gemeinsam mit Landwirt*innen, Bürger*innen und Gemeinden Wege zum Erhalt der Biologischen Vielfalt gefunden werden.
Die Projektlaufzeit beträgt fünf Jahre und endet 2025.
HANDLUNGSFELDER IM ÜBERBLICK
Wir alle können und müssen etwas für den Erhalt der Artenvielfalt tun. Daher umspannt unser Projekt verschiedene Handlungsfelder und bezieht viele Zielgruppen in die Angebote zum Mitmachen ein.
Unsere Handlungsfelder:
- Biotopverbund für Insekten:
Diesen bauen wir aus und verbessern bereits bestehende Elemente in ihrer Funktion. - Insektenfreundliche Grünlandwirtschaft:
Wir verbessern Kenntnisse um Maßnahmen zum Insektenschutz und deren gezielte Anwendung. - Fitness-Check:
Um sicherzustellen, dass unsere Maßnahmen in der Realität auch funktionieren, lassen wir die Funktion des Biotopverbundes von externen Forscher*innen überprüfen. - Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung:
Wir laden alle Günztaler*innen ein, mitzumachen und sich zu informieren. - Evaluation:
Die Durchführung und Wirkung unserer Maßnahmen lassen wir von externen Partnern überprüfen.
BIOTOPVERBUND FÜR INSEKTEN
BIOTOPVERBUND FÜR INSEKTEN
Im Handlungsfeld „Biotopverbund für Insekten“ geht es darum, Raumstrukturen für Insekten aufzubauen und zu verbessern. Unsere konkreten Ziele und Maßnahmen:
ZIEL 1: SCHAFFUNG VON LEBENSRAUMSTRUKTUREN
- Mikrohabitat-Inseln als Nist- und Nahrungsrequisiten
Zielausmaß: 100 Standorte im Gebiet - Strukturelemente (z.B. Säume, Brachen, Hecken, Kleingewässer etc.)
Zielausmaß: 30 neue Strukturelemente
WIE UND WO?
- auf bereits bestehenden/gesicherten Verbundflächen
- auf Flächen des Ökoflächenkatasters (über bestehende Verpflichtungen hinaus)
- und auf neu zu akquirierenden Umsetzungsflächen
ZIEL 2: AUSBAU DES BIOTOPVERBUND-SYSTEMS
- Ausbau der Kerngebiete, Trittsteine, Verbundkorridore – neu: auch im Landkreis Günzburg
Zielausmaß: 50 ha zusätzliche Verbundflächen - Der Biotopverbund wird an angrenzende Naturräume „Voralpines Moor- und Hügelland“ und „Donauried“ funktional angebunden.
Zielausmaß: mind. 5 Maßnahmen in den Kontaktgebieten
WIE UND WO?
- Im Landkreis Günzburg: das Zielkonzept Biotopverbund weiter entwickeln und Projektvernetzung mit wichtigen Partnern und Akteuren vor Ort aufbauen
- Im Gesamtgebiet: Umsetzung durch Flächensicherung der Stiftung sowie Aktivierung und Einbindung von Flächen von Projektpartnern
INSEKTENFREUNDLICHE LANDWIRTSCHAFT
INSEKTENFREUNDLICHE LANDWIRTSCHAFT
Im Handlungsfeld „Landwirtschaft“ haben wir uns die höchsten Ziele gesteckt, denn dieses Feld verfügt über sehr großes Potenzial. Unsere konkreten Ziele und Maßnahmen:
ZIEL 1: INSEKTENSCHONENDE LANDWIRTSCHAFT
- Optimierung der Bewirtschaftung auf bestehenden Grünland-Biotopverbund-Flächen.
Zielausmaß: auf 100 ha der Umsetzungsflächen - Entwicklung einer „hellgrünen“ Extensivierung und Bewirtschaftung
Zielausmaß: auf 200 ha landwirtschaftlichen Intensivflächen
ARBEITSSCHRITTE & MASSNAHMEN
- Extensivierung und Optimierung durch insektenschonende Bewirtschaftung
- Systematische Überprüfung der Wiesenbewirtschaftung auf bereits gesicherten Biotopverbund-Flächen und deren Optimierung nach neuestem Stand der Technik
- Beratung und Coaching von landwirtschaftlichen Intensivbetrieben im Sinne einer insektenfreundlichen Bewirtschaftung von Intensivgrünland
- Erwerb und Bereithaltung von insektenfreundlichen Wiesenbewirtschaftungsgeräten für Demonstrationen, Schulungseinsätze und Verleih
- Zusammenarbeit mit Entwicklern und Herstellern von Landtechnik zur Weiterentwicklung der Technik
- Extensive Beweidung: Gewinnung und Etablierung von extensiven Weidebetrieben und Ausweitung des Projektes „Günztal Weiderind“
- Erprobung spezieller Vorgehensweisen und Nutzungsregime bei der Grünlandnutzung zur Optimierung von Wiesen und Weiden für den Insektenschutz
ZIEL 2: VERBESSERUNG VON WISSEN UND ANWENDUNG BIODIVERSITÄTSFREUNDLICHER LANDTECHNIKEN UND BEWIRTSCHAFTUNGSMETHODEN
- Der Kenntnisstand der Landwirt*innen wird deutlich verbessert.
Zielausmaß: Es werden 25 % aller Landwirt*innen im Projektgebiet erreicht. - Der Umstieg auf insektenfreundliche Land-Technik wird unterstützt und gefördert.
Zielausmaß: mind. 20 Betriebe wenden insektenfreundliche Bewirtschaftung an - Spezialisten / Dienstleister für „Spezialpflege“ werden aufgebaut.
Zielausmaß: mind. drei „Insektenlebensraum-Pflege-Spezialisten“
ARBEITSSCHRITTE & MASSNAHMEN:
Ausbildung von „Praxis-Begleitern Insektenfreundliche Landwirtschaft“ als:
Praxis-Berater für landwirtschaftliche Betriebe (von Praktiker zu Praktiker) und als Dienstleister insektenfreundliche Bewirtschaftung für Flächenbesitzer und Kommunen.
Qualifizierung von Landwirt*innen für eine insektenfreundliche Landwirtschaft
„Toolbox“ – Insektenfreundliche Landwirtschaft (Prinzip Leitfaden)
Landwirtschaftliche Aus- und Weiterbildung:
- Demonstration zu insektenfreundlicher Landtechnik
- Schulung, Aufklärung und Beratung von Landwirten
- Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Schulen, Verwaltung, Berufsverbänden
Umsetzung insektenfreundlicher Bewirtschaftung mit Landwirten
- Gewinnung, Beratung und Förderung landwirtschaftlicher Betriebe, die insektenfreundliche Methoden auf ihrem Betrieb anwenden
- Ökonomischen Auswirkungen von insektenfreundlichen Bewirtschaftungsmethoden in landwirtschaftlichen Betrieben und Entwicklung modellhafter Förderansätze
FITNESS-CHECK BIOTOPVERBUND
FITNESS-CHECK BIOTOPVERBUND
Im Handlungsfeld „Fitness-Check“ geht es darum, unsere Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Unsere konkreten Ziele und Maßnahmen:
ZIEL: ÜBERPRÜFUNG DER WIRKSAMKEIT DES BIOTOPVERBUNDES GÜNZTAL FÜR INSEKTEN
- Populationsgenetische Untersuchungen von Insektenpopulationen und Interpretation zur Funktion der Biotopverbund-Struktur anhand einer repräsentativen Zielartengruppe
- „Klassische“ Untersuchungen einer „Zielartengruppe Insekten“ und Bewertung hinsichtlich der Lebensraum- und Verbund-Situation im Landschaftskontext
- Erarbeitung konzeptioneller Schlussfolgerungen für die Umsetzungsstrategie zur weiteren Verbesserung des Biotopverbundes Günztal
- Erkenntnisse und Empfehlungen aus dem Günztal für eine Übertragbarkeit von Biotopverbund-Vorhaben in intensiv genutzten Agrarlandschaften
WIE ERFOLGT DER FITNESS-CHECK?
Populationsgenetische Untersuchungen: Prof. Robert Paxton, Uni Halle
- Analyse: 10 Insektenarten (Wildbienen, Heuschrecken, Zikaden, Tagfalter)
- Beprobung 16 verschiedener Standorte
- Ermittlung der genetischen Struktur und der genetischen Vielfalt
von Populationen im Bezug zur umgebenden Landschaft
Klassische zoologische Untersuchungen: Prof. Thomas Fartmann, Uni Osnabrück
- Untersuchung der Gruppen Wildbienen, Heuschrecken, Zikaden, Tagfalter
- jeweils 20 Grünlandstandorte mit guter und schlechter
Biotopverbund-Eigenschaft - Ermittlung der Habitatqualität, Flächengröße und Konnektivität
- Mobilitätsexperimente anhand von zwei Heuschrecken-Arten
- Analyse von Landschaftsqualität und Raumwiderständen für die
Ausbreitung von Insekten
ÖFFENTLICHKEISTARBEIT UND KOMMUNIKATION
ÖFFENTLICHKEISTARBEIT UND KOMMUNIKATION
Im Handlungsfeld „Öffentliches Bewusstsein“ wollen wir letztlich alle Bürger*innen im Günztal mit unserer Botschaft erreichen und miteinbeziehen. Unsere konkreten Ziele und Maßnahmen:
ZIELGRUPPEN
- Bewirtschafter und Eigentümer landwirtschaftlicher Nutzflächen (Landwirt*innen) sowie sonstiger Flächen in der Landschaft (Kommunen, Straßenbau, Wasserwirtschaft u.a.)
- Bewirtschafter*innen und Eigentümer*innen privater Gärten und Flächen
- Verbraucher*innen und Bürger*innen (Thema Konsumentscheidungen)
- Schulklassen, Kinder und Freizeitgruppen (Bildungsprojekte)
KOMMUNIKATIONSSTRATEGIE MIT PROFESSIONELLER ZIELGRUPPENANALYSE
- Qualitative Befragungen der Kernzielgruppen und Stakeholder:
Wo fehlt es an Wissen über Insekten, an Kenntnissen, wie geholfen werden kann, an der Bereitschaft etwas selbst zu tun? - Umsetzung einer wirkungsstarken Kommunikationsstrategie für den Insektenschutz in der Öffentlichkeitsarbeit
ÖFFENTLICHKEITSKAMPAGNE
- „Lebensraum für alle – ein Mitmachprojekt für mehr Vielfalt im Günztal“
- Kampagne, die das öffentliche Bewusstsein zum Thema Insektenschutz nachhaltig verändern soll
MASSNAHMEN
- Vorträge und Exkursionen, Feldbegehungen, Unterrichtsbeiträge (15 St./Jahr)
- Presse- und Medienarbeit (10 St./Jahr)
- Infoflyer und Bestimmungshilfen (2 St./Jahr)
- Roll-Ups / Infodisplays (6 Displays)
- Info- und Aktivierungsaktionen (z.B. Aktionstage, Wettbewerbe, Workshops etc.) (30 St.)
- Einzelberatungen-Angebot für Flächeneigentümer, Kommunen (30 St./Jahr)
- Social-Media und Website (50 Posts/Jahr)
- Info- / Lernstationen Insektenfreundliches Günztal (50 St.)
- Umweltbildungsprogramme (3 St.)
- Fortbildungen für Multiplikatoren und Lehrerinnen/Lehrer (6 St.)
- Citizen Science – Projekt (1)
EVALUATION
EVALUATION
Im Handlungsfeld „Evaluation“ haben wir es uns zum Ziel gemacht, alle unsere Maßnahmen von externen Projekt-Partnern überprüfen zu lassen. Dabei geht es um Maßnahmen- und Wirkungskontrollen in den Bereichen Ökologie und Sozio-Ökonomie:
ÖKOLOGISCHE EVALUATION
Mittels Eigendokumentation unserer Maßnahmen und deren externer Überprüfung wird kontrolliert, ob wir alle gesteckten Ziele erreichen.
Durch verschiedene Monitorings der Projekt-Partner der Uni Osnabrück wird auch die Wirkung unserer Maßnahmen überprüft. Konkret geht es hier bei der Grünlandmahd um den Einfluss der Mahd- und Schwadetechnik auf Heuschrecken. Bei unseren Mikrohabitat-Inseln lassen wir überprüfen, welchen Einfluss die Habitat- und Landschaftsqualität auf Wildbienen hat.
SOZIO-ÖKONOMISCHE EVALUATION
Auch hier wird mittels Eigendokumentation unserer Maßnahmen und deren externer Überprüfung in den Bereichen „Verbesserung des gesellschaftlichen Bewusstseins zu Insekten und Handlungsmöglichkeiten“ und „Verbesserte Kenntnisse und Anwendungen bei Landwirt*innen“ die Erreichung unserer Ziele kontrolliert.
Ob unsere Maßnahmen auch wirklich zum Erfolg führen, lassen wir durch verschiedene Fallstudien, Befragungen, persönliche Interviews und Analysen von externen Projekt-Partnern überprüfen.